Die Frauen von Shonagachi

In Shonagachi, dem größten Rotlichtviertel Südasiens, das im Norden Kalkuttas liegt, wird eine junge Frau ermordet. Eine Sexarbeiterin – und daher uninteressant für die Behörden. Der Mord wäre wohl folgenlos geblieben, wären da nicht die Frauen des Viertels, die solidarisch für ihre Freundin einstehen und so immer größere Zusammenhänge sichtbar werden.
Dieser Mordfall steht im Mittelpunkt von Rijula Das‘ Debütroman „Die Frauen von Shonagachi“ und trotzdem ist er zuallererst eine Charakter- und Milieustudie über die schwierige, gewaltvolle Realität – aber genau so über den Witz, die Stärke und den Trotz der Frauen in Shonagachi. In den Worten einer der Protagonistinnen: „Es war kein gutes Leben, nicht immer, aber manchmal schon, und allem zum Trotz war es ihres“. Die Autorin hatte zuvor über die Verbindung des öffentlichen Raums und sexueller Gewalt in Indien promoviert und wollte diese Welt einfühlsam und glaubwürdig darstellen, ohne hinzu gedichtete Tragik, ohne Voyeurismus und ohne die Gewalt als beliebig darzustellen. Eine Herausforderung, die ihr auch dadurch gelingt, dass die Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt ist, jede Perspektive mit hinreichend Witz und Ernst. Auch die Übersetzung durch Else Laudan und ein ausführlich erklärendes Glossar tragen dazu bei, dass das Buch einen umfangreichen Eindruck dieses Ortes hinterlässt.