Betrug

Roman

In diesem unterhaltsamen Roman nimmt Zadie Smith ihre Leser_innen mit in das England des 19. Jahrhunderts. Im Kern steht ein absurd anmutender Gerichtsfall, der sich jedoch tatsächlich zugetragen hat: Ein Mann gibt an, der verschollene Adelssohn Roger Tichborne zu sein – obwohl er ihm weder im Äußeren gleicht, noch in seinem Auftreten. Sogar sein Französisch hat er vergessen. Trotz dieser Ungereimtheiten stehen Massen an Menschen, insbesondere aus den unteren Schichten, hinter dem vermeintlichen Roger Tichborne und machen ihn geradezu zum ikonischen Star. Für Eliza Touchet hingegen, die Hauptfigur über weite Teile des Buches und scharfsinnige Beobachterin ihrer Mitmenschen, steht früh fest, dass es sich hier um einen Betrüger handeln muss. Und trotzdem wird auch sie in den Bann dieses Prozesses gezogen. Insbesondere fasziniert ist sie von dem ehemals versklavten jamaikanischen Andrew Bogle, welcher der Hauptzeuge für den Adelsanwärter ist und im Verlaufe des Buches zum zweiten Hauptcharakter aufsteigt. Häufig die Chronologie der Ereignisse unterbrechend, mit scharfem Witz und leichter ironischer Distanz erzählt Zadie Smith so von vielen Facetten der viktorianischen Gesellschaft: Dem Verhältnis zwischen Arm und Reich, den Konsequenzen von Versklavung, der Suche nach Wahrhaftigkeit – aber auch von Literatur, Sexualität und verstrickten Beziehungen. Eine eindeutige Empfehlung!